Die sechs sommerlichen Orgelabende im Grossmünster gehören zum festen Bestandteil des Zürcher Konzertkalenders und bereichern seit Jahrzehnten im Juli und August mit ihrem Angebot auf willkommene Weise die etwas ruhigeren Sommerferien-Wochen. Die Zusammenstellung des Zyklus liegt wie immer in den Händen unseres Grossmünster-Organisten Andreas Jost, der selbst eines der Konzerte bestreitet und dank seinen internationalen Beziehungen auch dieses Jahr wieder eine Kollegin und vier Kollegen aus dem In- und Ausland präsentieren kann. Bereits ein erster Blick ins Programmheft macht deutlich, mit welch reichhaltigem Repertoire die Riege der heutigen in der ganzen Welt auftretenden Konzert-OrganistInnen unterwegs ist.

Der Fächer umfasst originale Orgel-Werke und einige Bearbeitungen vom Barock bis in die heutige Zeit, wobei heuer Kompositionen aus dem späten 19. und 20. Jahrhundert so stark vertreten sind, dass Bach und seine Zeitgenossen etwas in den Hintergrund treten bzw. in spannungsreiche Beziehung mit ganz modernen Stücken gestellt werden. Aus dem Gebotenen seien einzelne Highlights erwähnt: Willibald Guggenmos, der St. Galler Domorganist wartet auf mit Musik unter anderem von Marcel Dupré, mit einer eigenen Bearbeitung von Liszts Klavierstück «Saint François de Paule marchant sur les flots» und der seinerzeit zur Touristenattraktion gewordenen Freiburger Gewitterfantasie von Jacques Vogt.

Andreas Jost widmet sein Programm den ostinaten musikalischen Formen der Passacaglia und Chaconne, darunter zwei Werken von Max Reger als Hommage an dessen 150. Geburtstag. Dass Kompositionen fürs Klavier auch auf der Orgel gut klingen, beweist Giampaolo Di Rosa aus Rom mit seiner Bearbeitung von Beethovens «Sturmsonate» in d-Moll und der Aufführung von Sonatensätzen des Klavierkomponisten Domenico Scarlatti; mit Johann Sebastian Bachs ebenfalls in d-Moll stehender Chromatischer Fantasie und Fuge beschliesst Di Rosa sein Rezital.

Die junge Münchner Konzertorganistin Angela Metzger konfrontiert die barocken Stücke von Johann Gottfried Walther und Bach mit den spätromantischen Klangballungen von Max Regers Introduktion und Passacaglia in d-Moll, den impressionistischen Meditationen der früh verstorbenen französischen Organistin Jeanne Demessieux und Ursula Mamloks «Festive Sounds» von 1995; die das Konzert abschliessende Transkription  von Wagners «Meistersinger»-Ouvertüre ist ein weiteres Beispiel dafür, wie das herkömmliche Repertoire der Orgelliteratur erweitert werden kann. Die mittelalterlichen Gesänge «Pange Lingua», «Veni Creator Spiritus», «Salve Regina» und «Ave Maris Stella» haben die Komponisten aller Zeiten zu Bearbeitungen inspiriert. Der belgische Organist Peter Van de Velde demonstriert in seinem Programm, was bei Nicolas de Grigny um 1700 und bei Maurice Duruflé, Olivier Latry und Flor Peeters im 20. Jahrhundert daraus entstanden ist. Jan Lehtola aus Helsinki beschliesst den Zyklus unter anderem mit einer weiteren Meditation von Jeanne Demessieux , der Regerschen Version von Liszts «Saint François de Paule marchant sur les flots», das bereits im ersten Konzert in anderer Fassung erklungen ist, und mit drei Sätzen aus der 6. Orgelsinfonie von Louis Vierne. Wir hoffen, das Angebot finde Ihr Interesse.

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Verein zur Förderung der Kirchenmusik
Am Grossmünster Zürich
Dr. Matthias Senn, Präsident

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